Gute Softwareberatung braucht Lernen

Anfang Mai hatte ich Holger Schill der itemis AG im Podcast zu Gast. Holger ist Executive Vice President Cloud & Enterprise bei der itemis, einem mittelständisches Softwareberatungshaus mit Standorten u.a in Hamburg, Stuttgart und München. Das Unternehmen legt großen Wert auf die interne Zusammenarbeit, die durch einen offene Kommunikation und den kontinuierlichen Wissensaustausch unter den Mitarbeitern geprägt ist. Im Zuge der Corona Krise hat das Unternehmen eine umfassende Umstrukturierung durchgeführt, die zu einer verstärkten Vernetzung der verschiedenen Standorte geführt hat. Diese Maßnahme erwies sich als hilfreich um Silos abzubauen und den standortübergreifenen Austausch noch mehr zu fördern.

Holger stellt im Interview außerdem das „4+1-Modell“ vor, das es schon seit Firmengründung bei itemis gibt und die kontinuierliche Weiterbildung der Mitarbeitenden fördert. + bedeutet dabei, dass einen Tag in der Woche oder 20% der Arbeitszeit fürs Lernen und persönliche Weiterentwicklung genutzt werden darf.

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von w.soundcloud.com zu laden.

Inhalt laden

Wir geben den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen nicht absolut vor, was sie zu tun haben, sondern wir sagen ihnen, versuche Dinge zu wählen, die dich persönlich, aber auch die Firma oder vielleicht auch dein jetziges Projekt nach vorne bringen. Und das kann zum Beispiel bedeuten, dass man, wenn man in einem Langzeitprojekt ist, mal über den Tellerrand guckt, sich andere Technologien anschaut, die man sich so im Projektstress halt nicht anschauen kann.

Das 4+1 Modell

Fortbildung ist für itemis das wichtigste Gut. Deshalb darf dieser eine Tag in der Woche auch fürs Lernen genutzt werden. 4 + 1 kann kann aber sehr unterschiedlich genutzt werden, zur Vertiefung von projektrelevantem Wissen oder aber zum Recherchieren und Einarbeiten in eine neue Technologie oder ein marktrelevantes Thema wie KI um auch mal über den Tellerrand des eigenen Projekts zu gucken. Das Modell hat viele Vorteile, nicht nur für das Unternehmen, weil es dadurch als attraktive Arbeitgeber gilt, sondern auch für die Mitarbeitenden und auch für den Kunden. Holger spricht von einer Win-Win-Situation.

Als Formate um dieses angeeignete Wissen nachhaltig zu machen hat sich dabei das Vortragsfrühstück etabliert, dass sich an eine 30-minütige Informationsrunde „Zur Lage der Nation“ der Frührungsetage anschließt. In den Vorträgen danach, während die Kollegen speisen dürfen, erzählen ausgewählte KollegInnen von ihrem Lernen und Erkenntnissen erzählen.

Aber nicht nur für das Lernen allein, sondern auch für der Austausch und das Lernen in der Gruppe wird die 4+1 Zeit genutzt. Einerseits um sich als Team gemeinsam in ein neues Projekt einzuarbeiten. Anderserseits um z.B. von Junior zu Senior und auch anders herum voneinander zu lernen.

Zeit zum Lernen oder gemeinsam als Team zu wachsen am +1 Tag

Führung als Hausmeister-Job

Holger Schill erzählt im Interview, dass Führung bei itemis – von der untersten Führungsebene bis zum Vorstand – ein wenig anders verstanden wird und nennt dabei zum Vergleich die Rolle des Hausmeisters. Das Verteilen von Informationen bzw. die Kommunikation hat dabei einen relevanten Stellenwert. Holger verwendet z.B. wöchtlich je nach Bedarf 10 Minuten für die Information aller seiner Mitarbeitenden am Standort Hamburg. Dort informiert er in der Regel über Projektchancen oder neue Verträge, auch so wie Holger selbst sagt über „ungelegte Eier“ um einem Informationsvakuum zuvor zu kommen. Aber auch über mögliche Budgetkürzungen. Für jedes Quartal gibt es einen itemis „Broadcast“, dort geht es um die ganze Firma. Da berichtet der Vorstand und ganze Abteilungen und auch Entwickler bekommen, wenn sie wollen einen 7-Minuten-Slot um zu informieren.

Kommunikation nimmt bei itemis also einen großen Raum ein, auch das Begegnen vor Ort und Zusammensitzen zum Austausch wird dafür wieder attraktiv.

Neben der kontinuierlichen Kommunikation zur Mitarbeiterbindung wird auch in das Teambuildung und die Teambindung investiert. Ein Onboarding-Programm mit Buddies und Mentoren, dass vor allem auch auf eine längere Einarbeitungszeit vor Ort setzt, sowie interne Veranstaltungen tragen dazu bei, dass sich die Mitarbeiter sich als „Itemiker“ und Teil eines starken Teams erleben. Holger Schill betont, dass die kontinuierliche Weiterbildung der Mitarbeitenden und das Wohlbefinden am Arbeitsplatz entscheidend für den langfristigen Unternehmenserfolg sind.

Durch Corona hat auch itemis neue Formate und Tools gefunden um die Mitarbeiterbindung und Kommunikation auch remote aufrecht zu halten. Dazu nutzen sie ein virtuelles, browserbasiertes Tool mit nachdesignten Büros und Avataren um auch in der Distanz die typischen „Zufallsgespräche“ zu ermöglichen.

Hausmeisterei bedeutet, den Laden irgendwie am Laufen zu halten. Dass wenn irgendwo eine Birne durchbrennt, dann rennt man halt dahin und macht das. Völlig egal, ob man jetzt vielleicht eine teure Ressource ist im Laden […] man muss ein Gefühl dafür entwickeln, was bewirkt das, dass ich das jetzt mache. Und wenn das ein positives Gefühl entwickelt für eine Menschenmenge, die mit diesem Problem selbst nicht klargekommen ist, dann mache ich das. Auch wenn ich das nicht gerne tue.
Aber ich mache das dann, weil man hinterher daraus wieder Energie ziehen kann und viele andere ein gutes Gefühl entwickeln. Wir haben weniger Fluktuation, die Leute arbeiten gerne mit uns, verbringen auch gerne ihre Freizeit mit Itemikern.
Das ist das, was man am Ende haben will. Und dann kriegt man Stabilität in den Laden und auch Freude.

Wie Mitarbeiterbindung remote gelingt

Holger Schill betont im letzten Teil des Interviews die Wichtigkeit einer positiven, menschenzentrierten Unternehmenskultur um langfristig Mitarbeitende an sich zu binden. Gerade in Zeiten von remote work. Dazu gehören aus seiner Sicht folgende Aspekte:

  • Mitarbeitende in den Fokus rücken: Sie sind die wichtigste Ressource der Firma. Das bedeutet Mitarbeitende nicht zu verärgern und sie gut zu behandeln im Sinne von sie nicht ins Büro zu zwingen, wenn sie nicht wollen.
  • Als attraktiver Arbeitgeber NICHT auf imperatives Führungsverhalten oder Micromanagement setzen, sondern auf die Intelligenz und Kreativität der Mitarbeiter eingehen und diese zur Entfaltung zu bringen.
  • Unternehmenswerte müssen von der Führungsebene vorgelebt werden, um eine authentische und positive Unternehmenskultur zu etablieren.
  • Ein gewisses „charmantes Chaos“ zulassen, um den Mitarbeitern Freiraum für Kreativität und Eigenverantwortung zu geben. Fehler dürfen gemacht werden und sind da um zu lernen!

Holger betont ganz am Schluss „Der Mensch ist wichtig im Unternehmen und das müssen alle so leben bis hoch zur Führungsetage.“

Danke an Holger Schill für diesen spannenden Einblick in die Arbeit und Unternehmenskultur bei itemis!

Weitere Infos und Links:

Wünschen Sie Unterstützung in Ihrem Veränderungsprozess?

Dann lasssen Sie uns gerne ins Gespräch kommen

Abonnieren Sie den Newsletter

und bleiben Sie auf dem Laufenden