Dank Corona-Arrest ist bei vielen Arbeitnehmer und -gebern in den nächsten Wochen Homeoffice angesagt. Speziell für alle mit Kindern gibt es in dieser Podcastfolge Tipps und Tricks um diese Herausforderung gut zu bewältigen.

New Work ≠ Homeoffice

In der Podcastfolge „Folge 7: Homeoffice. Fluch oder Segen?“ erkläre ich meine Sichtweise zum Arbeiten von Zuhause und nenne allgemeine Vorteile und Herausforderungen.

Ganz klar möchte ich an dieser Stelle sagen, dass Homeoffice aus meiner Sicht nur ein Tool im New Work Baukasten ist. Homeoffice gab es aber auch schon früher, als noch keiner von Arbeit 4.0 und Co. sprach, tatsächlich sind die Deutschen beim Arbeiten von Zuhause laut einer Studie der IAB und HBS allerdings noch sehr zurück haltend bzw. durch Barrieren eingeschränkt. In deutschen Unternehmen herrscht immer noch eine Präsenz- und oft auch Kontrollkultur. Ich bin mir allerdings sehr sicher, dass COVID das radikal ändern wird!

Corona-Krise

Homeoffice als Rettungsschirm

In diesen turbulenten Zeiten bekommt das Homeoffice einen ganz neuen Aufschwung. Und der Grund ist alles andere als erfreulich. Aber so ist es eben manchmal in VUCA-Zeiten: Wir müssen gewohnte Pfade verlassen und uns neu arrangieren. Homeoffice wird zum Mittel der Wahl für alle Wissensarbeiter. Und wo die letzten Jahre in Sachen digitaler Business-Infrastruktur zögerlich gehandelt wurde, schlägt die Keule nun doppelt zurück. Ein mobiler Arbeitsplatz für die Mitarbeiter lässt sich nun mal nicht in 3 Tagen einrichten, denn Cyber-Security sollte auch in diesen Zeiten gewahrt werden. Aber das ist ein ganz eigenes Thema, dass man vielleicht einmal für sich betrachten sollte.

In dieser Folge soll es um die Arbeit im Homeoffice gehen in Zeiten von Corona Arrest mit dem Fokus Familie. Und das bedeutet für viele das erste Mal Homeoffice, oder das erste Mal täglich. Es stellen sich viele neue Herausforderungen, vor allem, da aktuell die Kitas und Schulen bis zum Ende der Osterferien Mitte April geschlossen haben und die Kinder mit daheim sind. Die Aussicht auf fünf Wochen plus x Berufstätigkeit und Kinderbetreuung daheim lässt viele Arbeitsnehmer erst mal in Schweiß ausbrechen.

Kinder und Homeoffice

Deshalb gibt es an dieser Stelle 6 Tipps für die Organisation von Homeoffice mit Kindern in Zeiten von Corona. Vieles gilt natürlich auch für alle ohne oder mit Hund/Katze. Pickt euch das heraus, was für euch am besten passt!

1. Routinen schaffen

Auch wenn viele von Corona-Ferien sprechen: Ausschlafen ist nicht! Zu leicht lockt diese Versuchung, aber tatsächlich hilft eine passende Morgenroutine am Ball zu bleiben und sich zu organisieren. Höchtens die halbe Stunde Pendelzeit kann noch in die Kissen gehorcht werden, dann aber aufgerafft. Für alle mit kleinen Kindern gilt: Dieser Wecker funktioniert garantiert hevorragend, manchmal klingelt er nur viel früher als einem lieb ist. 😉

Nach dem Aufstehen und Frühstück mit einem festen Ritual das Arbeiten zu beginnen, kann auch sehr hilfreich sein. Dass kann das Kaffee zapfen an der Maschine sein oder das Tee aufbrühen. In jedem Fall kann es ein Signal sein und trennt sichtbar „Freizeit“ von „Arbeitszeit“.

Weitere Routinen im Laufe des Tages schaffen auch für die Familie Orientierung: eine eingeplante, lange Mittagspause sollte nicht fehlen und feste Rausgehzeiten für die Kinder helfen den Tag auch für sie zu strukurieren. Wichtig dabei ist:

2. Tagesplan offen kommunizieren

Direkt morgens am Frühstückstisch wichtige Termine und Meetings mit der Familie zu besprechen, hilft Stress und Streit vorzubeugen. Hierbei kann man sich gut mit dem Partner abstimmen. Eine Idee im Homeoffice mit Kindern ist in Schichten zu arbeiten. Einer ist vormittags dran, während der Partner die Kinder beaufsichtigt und betreut,. Am Nachmittag wird gewechselt.

Sind die Kinder im Schulalter sollte immer auch ein Tagesplan (daily tasks) oder Wochenplan für die Kinder mit erstellt werden.  So können Sie auch ihren Tag strukturieren und die Besprechungszeiten der Eltern sind abgedeckt mit einem Selbstbeschäftigungsangebot, wie iPad-Zeit, Lesezeit, Fernseh-Zeit und Co.

3. Social Media stumm schalten

Nichts ist schlimmer als das Handy, dass ständig zum Eingang von neuen Nachrichten summt. Und allzu oft ist die Neugierde auch zu groß. Mein Kollege Jörg Tausendfreund gibt in Folge 5 zum Selbstmanagement hilfreiche Tipps um Ablenkung zu vermeiden und Konzentration zu fördern.

Mein Tipp: Social Media am Morgen meiden! Denn aus 10 Minuten Online-Zeit wird schnell eine Stunde reale Zeit. Stattdessen sich ein Zeitfenster z.B. in der Mittagspause nehmen, wo man sich über den aktuellen COVID-Stand updated und über regionale News informiert.

4. Remote-Meetings organisieren

Ist die Meeting-Zeit kommuniziert, kann man zusätzlich kleine Hinweisschilder nutzen um das sichtbar zu machen. Diese Vorlagen eignet sich ganz gut dafür. Einfach Ausrucken, an die Bürotür oder in die Nähe des Arbeitsplatzes hägen und so verdeutlichen, dass jetzt Ruhe gebraucht wird.

Ganz besonders wichtig für Meetings ist ein gutes Headset-Mikro mit Ohrmuscheln, am besten noch mit Geräuschdämpfung (noise cancelling). Hier sollte man wirklich nicht sparen, da dies eins der wichtigsten Arbeitsgeräte im Homeoffice und die Verbindung zur Außenwelt ist. Kabellos, also z.B. per Bluetooth ist noch das i-Tüpfelchen. Damit lassen sich problemlos Meetings mit in die Küche nehmen oder Podcasts auch im Kinderzimmer hören.

Im Notfall tut es allerdings auch das Smartphone-Headset, wenn gerade nichts anderes verfügbar ist.

Wenn man viele Meetings in seinem Joballtag zu bewältigen hat, kleinere Kinder hat und diese nicht immer fern halten kann, dann ist die beste Idee einen Kinderarbeitsplatz neben dem eigenen einzurichten. Dafür eignet sich ein kleiner Couchtisch oder Beistelltisch, sowie Beschäftigungsmaterial, wie Malstifte, Bastelkram, Tiptoi/TING Bücher oder Puzzle. Etwas besonderes wird daraus, wenn es diese Sachen nur beim „Arbeiten mit Mama oder Papa“ gibt, also nicht im Kinderzimmer.

5. Gegebene Möglichkeiten sinnvoll nutzen

Besonders wichtig beim Homeoffice mit Kindern ist sich je nach Situation neu auszurichten und anzupassen. Sind die Kinder heute etwas unruhiger oder kann ich mich schlecht konzentrieren? Dann sind Abarbeitungs-, Sortier- oder Organisationsaufgaben perfekt.

Steht z.B. eine Konzentrations- oder Konzeptionsphase auf den Tagesplan, die sich nicht gut in den Tag integrieren lässt, dann spricht nichts dagegen diese in den Abend zu verlegen. Ich kenne sogar viele Eltern, die die Ruhe am Abend nutzen um konzentiert zu arbeiten. Manche stehen dafür morgens eher auf und nutzen die Ruhe im Haus oder der Wohnung vor dem Frühstück.

Deswegen eignet sich Homeoffice auch prima um den eigenen Biorythmus eine Weile zu beobachten und die Arbeitsphasen hieran anzupassen.

Bist du ein Frühaufsteher, der um 6 Uhr Höchstleistungen vollbringt? Dann nutze die Morgenröte!

Bist du ein Nachtmensch, der zwischen 2 und 3 Uhr gut arbeiten kann? Warum nicht im Homeoffice einfach nachts arbeiten? Mit Kindern natürlich oft schwierig, weil die Energie und Kraft tagsüber vielleicht fehlt, aber einen Versuch ist es wert.

6. Soziale Kontakte pflegen

Auch Homeoffice Worker ohne Kinder müssen Homeoffice üben und sich eine Zeit der Eingewöhnung geben. Soziale Kontakte im Büro muss man im Homeoffice natürlich anders pflegen, aber es sollte sich hier niemand isoliert fühlen!

Klar ist es einfacher mit den Bürokollegen über den Schreibtisch hinweg zu quatschen oder sich mal eben auf dem Flur oder der Kaffeküche zu treffen, aber auch im Homeoffice ist Smalltalk möglich. Ganz hervorragend dafür geeignet sind Instant Messaging-Dienste wie Skype, Slack, Cisco Jabber oder Microsoft Teams um mit den Kollegen in Verbindung zu bleiben. Fast alle Tools haben eine Status-Anzeige, mit deren Hilfe man ablesen kann, ob ein Kollege gerade am Telefonieren, in einer Besprechung oder frei ist. Oder aber ob er nicht gestört werden will. Hier kann sogar Vorteile daraus ziehen und die Ruhe im Homeoffice für konzentriertes Arbeiten nutzen, ohne dass man von herein platzenden Kollegen immerzu unterbrochen wird.

Jetzt sind eine Menge Tipps zusammen gekommen und abschließend möchte ich nur noch folgende Hinweise mit auf den Weg geben.

Hinweis Nr. 1: Homeoffice mit Kind(ern) ist kein Zuckerschlecken und erst recht kein Wettbewerb!

Von Zuhause zu arbeiten und nebenher Kinder zu betreuen ist eine Doppelbelastung und besondere Herausforderung! Deshalb kann es hier auch nicht darum gehen, welche Kinder sich besser selbst beschäftigen können oder welche stattdessen jedes zweite Meeting sprengen und ins Mikro quaken.  Homeoffice mit Kindern, vor allem mit Kleinen, bleibt zum Teil unberechenbar und das allerwichtigste ist das auch offen zu kommunizieren mit dem Vorgesetzten und den Kollegen. Das tolle ist: Aktuell in COVID-Zeiten ist niemand allein. Man darf sich gegenseitig digital auf die Schulter klopfen und Geschichten erzählen. Vielleicht entsteht daraus ein eigener Hashtag oder eine kleine Video-Doku für die Nachwelt. Das wäre ja wunderbar!

Hinweis Nr. 2: Homeoffice braucht Zeit sich einzuspielen

Hier muss man geduldig sein. Setzt eure Erwartungen nicht zu hoch! Ich würde von 2-3 Wochen sprechen bis sich alles eingespielt hat und danach folgt hoffentlich nicht gleich der Corona Arrest-Koller! Gerade mit kleinen Kindern ist der Tag manchmal unberechenbar. Um 12 Uhr ändert sich plötzlich die Stimmung oder die geplante Arbeitszeit während des Mittagsschlafs reduziert sich von zwei Stunden auf maximal 20 Minuten. Man weiß es oft nicht und kann oft nur stundenweise planen. Also habt Geduld mit euch und eurem Kind!

Hinweis Nr. 3: Beschäftigungsideen für die Kids suchen

Damit es nicht langweilig wird und ihr zu mehr als 30 Minuten Arbeitszeit kommt. Es gibt inzwischen einige spannende Listen mit App-Empfehlungen und Bastelanleitungen. Diese Linkliste ergänze ich fortführend in den nächsten Tagen:

Alles Homeoffice-Workern und Homeschoolern wünsche ich gute Nerven und eine spannende Zeit zum Lernen und Wachsen. Kommt gut durch diese turbulente Zeit!

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