Digitalisierung im Fokus

Im Juni habe ich mal wieder zwei Gäste gleichzeitig vorm Mikrofon gehabt: Lorenz Grünewald-Schukalla, Referent für digitale Technologien und Innovation beim AWO Bundesverband und Helene Hahn, inzwischen Referentin beim gemeinnützigen Verein Wikimedia e.V.

Beide haben gemeinsam (mit vielen anderen ist zu erwähnen 😉 als ReferenInnen in der Stabsstelle für Grundsatz- und Zukunftsfragen eine Zeit lang das Transformationsprojekt „AWO digital“ geleitet, das im Rahmen des BMFSFJ Förderprojekts zur Zukunftssicherung der freien Wohlfahrtspflege durch Digitalisierung gefördert wird. Es hat das Ziel, agile, innovative und fachübergreifende Zusammenarbeit beim AWO Bundesverband e.V. für die eigene Zukunftsfähigkeit im Interesse des Gesamtverbandes zu fördern und dabei digitale Tools und Methoden zu erproben.

In der neuen Podcastfolge berichten beide über die Reise im Jahr 2021:

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Neue Arbeitsformate

Im Bereich Digitalisierung entstehen neue, flexiblere Formen der Arbeit und Beschäftigung, die aber auch Risiken bergen, „wie einer ständigen Erreichbarkeit“. Im Zuge hybrider Arbeit stellt sich zudem die Frage: Wie müssen wir unsere Arbeitsformen und -Prozesse gestalten, wenn wir nicht mehr entweder im Büro oder Zuhause sind, sondern langfristig in wechselnden Konstellationen zwischen Arbeitsplatz und Orten mobilen Arbeitens zusammenarbeiten wollen?

Aktivitäten in 2021 waren hier Beratung zu digitalem und dezentralem Arbeiten, Information über digitale Tools und Veranstaltungsmethoden und Unterstützung durch die Arbeit in flexiblen Teams und Erprobungsräumen. In einer Workshop-Reihe haben Helene und Lorenz beispielsweise Perspektiven erarbeitet, um das mobile Arbeiten in der Pandemie stärker an den Bedürfnissen der Mitarbeitenden auszurichten und das Zusammenarbeiten in Teams zu stärken.

Mit- und voneinander lernen

Im Fokus aller Veränderungs-Impulse des Projekts AWO digital stehen die AWO Werte, wie Menschenzentrierung, Transparenz und Partizipation immer im Vordergrund. Deshalb wurden in verschiedenen Erprobungsräumen und Dialog-Formaten der gemeinsame Austausch und das Voneinander lernen gefördert. In diesem Zusammenhang haben Helene und Lorenz auch das Digitalisierungs- und Innovationsnetzwerk der AWO unterstützt. Menschen aus unterschiedlichen AWO-Gliederungen, sich mit Digitalisierung beschäftigen tauschen dort aus und unterstützen sich. Anfang April traf sich dieses Netzwerk z.B. in einem virtuellen Raum zu einem gemeinsamen Barcamp.

Frühjahrs-Barcamp 2022 des “Netzwerks Digitalisierung und Innovation” in Gathertown

Was ist ein Erprobungsraum?

  • Ein strukturiertes Digitalisierungsvorhaben
  • Inhaltlicher Fokus auf Erprobung: von der internen Zielentwicklung über Bedarfs- und Marktanalyse bis hin zur Testung möglicher Lösungen
  • Gestützt durch ein kompetentes Fachteam Digitalisierung
  • Partizipativ und abteilungsübergreifend ausgerichtet: das Projektteam zieht thematisch Betroffene und relevante KompetenzträgerInnen (z.B. auch IT, Finanzen, Qualitätsmamanegment) aus der Organisation zusammen. Die NutzerInnen Perspektive wird in der Entwicklung einbezogen
  • Mehrere parallel angesetzte Erprobungsräume schaffen Chancen zum Digitalisierungsbezogenen Peer-Learning und Netzwerkaufbau zwischen den ProjektakteurInnen

Agile Verwaltung

Neben der Begleitung der Erprobungsräume ist es Aufgabe des Projekts „AWO digital“, den Überblick über Prozesse im Bundesverband zu verbessern, und zu bestimmen, wie diese durch Digitalisierung optimiert werden können. Unsere Interviewpartner haben deshalb – unterstützt von einer Agentur – eine Prozessanalyse durchgeführt und Vorschläge entwickelt, mit denen ausgewählte Prozesse kollaborativer, zufriedenstellender und ressourcenschonender organisiert werden können.

Agile Methoden, wie ein Kanban-Board konnten dabei helfen, Prozesse transparenter zu machen und abteilungsübergreifend kollaborativ zusammen zu arbeiten. Durch diese Erfahrungen aus den Erprobungsräumen heraus wurden agile und flexible Formen der Zusammenarbeit neben klassischen Formen der Organisation, wie beispielsweise der Arbeit in Arbeitskreisen und Gremien gestärkt. Helene nennt diese Beidhändigkeit oder auch Ambidextrie der AWO ein “duales Betriebssystem”.

Wie die digitale Transformation im Verband gelingt

Am Ende des Interviews teilen Lorenz und Helene ihre persönlichen Erkenntnisse aus ihrer Veränderungs-Begleitung und geben Tipps, für alle, die sich auf den Weg machen. Sie würden:

Anders machen
  • Nicht zu große Ziele setzen, sondern klein anfangen mit geringem Ressourcenansatz, damit man den Raum fürs „Lernen im Tun“ hat
Genauso machen
  • „Lernen im Tun“, das meint stetige Reflexion,Anpassung und Transfer des gelernten
  • Organisation anschauen, also verstehen, wie die Strukturen die Arbeitsweisen beeinflussen.
  • Menschen Raum und Sicherheit geben, um kreativ zu sein und an der Veränderung mitzuwirken
  • klein anfangen (Erprobungsräume mit Menschen, die Lust hatten) à im Kleinen über das Große lernen
  • viel Selbstreflexion und Selbstevaluation betreiben und die Mitmenschen da mit einbeziehen um sich Feedback einholen à Offenheit, die man von anderen erwartet auch bei sich selbst (im Transformations-Team) anwenden

 

Wir beschäftigen uns fälschlicherweise in der digitalen Transformation oft damit, wie man Menschen zu irgendetwas vermeintlich kriegen soll. Ich sage stattdessen: Schaut euch die Organisation an, schaut euch die Strukturen an, die gewisses Verhalten und Hemnisse hervorrufen.

Ich glaube nach wie vor, dass unser Ansatz den Menschen in den Fokus zu nehmen total richtig ist. Ich glaube Menschen können sehr viel schaffen, tun und bewegen. Man muss ihnen nur den Raum und eine gewisse Sicherheit geben um zu agieren und kreativ zu sein. […]

 

Weitere Infos und Links:

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